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Impulse für Eltern

Aktualisiert: 24. Juni


Kaum etwas ändert in unserem Leben so viel, wie unsere Kinder, oder? Das Leben und unsere Werte drehen sich mit diesen kleinen Wesen schlagartig. Und heute stellen wir uns zunehmend diese Frage: Wie bereite ich meine Kinder für diese Welt vor, damit sie ihr Leben stark, widerstandsfähig und sicher gestalten können?



Ich habe viele Ausbildungen gemacht, um diese Fragen für mich beantworten zu können. Den Kinder- und Jugendmentaltrainer, den Resilienztrainer, den Mobbing- und Gewaltpräventionstrainer, Gesichtlesen und noch viele kleinere Workshops zu diversen Themen. Heute will ich meine Erkenntnisse teilen, damit wir unseren Kindern helfen widerstandsfähig, selbstbestimmt und bewusst zu handeln.



Aber warum mache ich das jetzt?

Der beste Zeitpunkt ist immer jetzt. Die aktuellen Geschehnisse gaben mir den Impuls Eltern ihrer Mitgestaltungskompetenz bewusst zu machen. Wir sind das Kollektiv. Wir gestalten die Gesellschaft mit. Jeder einzelne von uns. Deshalb teile ich mein großes Bild der Zusammenhänge mit euch. Dieses Bild hilft uns, unser Leben und das unserer Kinder aktiv und positiv wirkend mitzugestalten. Also, los geht's!



über Gefühle und Mitgefühl


Wir sind soziale und fühlende Wesen, die über sich und die Welt reflektieren können. Gefühle zu fühlen ist für uns alle essentiell. Wenn wir keine Gefühle zulassen, sie nicht benennen oder bei anderen lesen können, dann fällt es uns schwer sozial zu sein. Gefühle sind nötig um Mitgefühl, Empathie oder Einfühlungsvermögen zu entwickeln. Lass dich bitte kurz auf diese Gedanken ein:


  • Mitgefühl reduziert Konflikte: Wer versucht, die Perspektive des anderen zu verstehen, streitet seltener aus Prinzip.

  • Mitgefühl verbessert Zusammenarbeit: In Wirtschaft, Politik oder Alltag entstehen bessere Lösungen, wenn man mitfühlt statt vorschnell urteilt.

  • Mitgefühl schützt Schwächere: Empathie schafft Raum für Mitgefühl – gegenüber Menschen, Tieren, Natur.

  • Mitgefühl wirkt auf alle Ebenen: Ob im Umgang mit Kollegen, in der Erziehung, beim globalen Klimaschutz oder zwischen Kulturen – Empathie bringt Menschlichkeit in Systeme, die sonst oft kalt oder eigennützig sind.


Mitgefühl = mit Gefühl. Es erfordert, dass wir wieder ins Fühlen kommen und auch unsere Kinder in ihren Gefühlen ernst nehmen und sie darin begleiten. Es ist so wichtig für uns und die Kinder Gefühle wahrzunehmen und durchzufühlen ohne sie zu unterdrücken. Es reinigt und hilft Kindern sie bei anderen Menschen zu interpretieren. Sie lernen dann - so sieht dieses Gefühl aus. Sie können sich dann im sozialen Umgang besser orientieren.


Impuls 1: Das Gefühlsrad

Lade dir diese Liste runter und gehe sie mit deinen Kindern durch. Schau mal, ob sie die genannten Gefühle kennen oder vielleicht sogar darstellen können.



Hier noch ein kluger Satz: "Gefühle sind die Kinder der Bedürfnisse." Hinter jedem Gefühl steht also ein Bedürfnis.


bei Kindern ist es das ganz zentrale Bedürfnis von ihren Eltern gesehen und gehört zu werden.


Impuls 2: Aktives Zuhören

Es geht darum den anderen zu verstehen, anzunehmen, wahrzunehmen, zu hören. Hier werden keine Urteile, Ratschläge, Analysen oder Lösungen gemacht. Und das ist schon gar nicht mehr so einfach, denn wir sind gewohnt zu reagieren. Für das Kind ist es aber wichtig seine Gefühle und eigenen Meinungen als richtig anzunehmen und gegebenenfalls selbst auf Lösungen zu kommen.


So geht's:

  • Du bist aufmerksam und offen für alle Empfindungen des Kindes, willst wirklich

    zuhören und deinem Kind helfen. Versuche dich tief in die Situation hineinzufühlen.

  • Zum Gespräch einladen. Wenn dein Kind aber nicht über sein Thema sprechen will

    oder während des Gesprächs abbrechen will, sollte das akzeptiert werden.

  • Zeige während des Gesprächs dein Interesse und unterstütze das mit verbaler

    Rückmeldung (z.B. indem du „ja“, „hmm“ und „sehr interessant“ sagst).

  • Wenn du etwas nicht ganz verstehst, frage nach.

  • Wiederhole in deinen Worten, was du verstanden hast und lass das Kind dich

    korrigieren. So weiß dein Kind auch, dass du es wirklich verstehen willst und es wird

    bestärkt weiter sprechen.

  • Fasse zusammen, welche Gefühle diese Situation womöglich ausgelöst hat. Sag

    beispielsweise „Und das hat dich enttäuscht...“ oder „Und darüber hast du dich sehr

    gefreut“.

  • Vermittle deinem Kind abschließend, dass du das Gespräch wertgeschätzt hast. Dazu

    ist auch es nicht nötig, dass für Probleme eine Lösung gefunden wurde.


Impuls 3: Wertschätzung und Liebe

Sei aufmerksam deinem Kind gegenüber, anerkenne, liebe und achte es, wie es ist,

auch wenn es nicht deinen Erwartungen entspricht.

  • Zeige ihm deine Liebe. Nimm es einmal am Tag in den Arm und sag ihm: „Ich hab dich

    lieb! Ich bin froh, dass es dich gibt!“

  • Kinder jeder Altersstufe wollen gesehen werden. Schon ein freundlicher Blick, ein

    Zunicken oder Anlachen fördert die Wertschätzung ihm gegenüber. Gesten zählen

    mehr als es mit Lob zu überschütten.

  • Sprich mit ihm über seine Interessen und unterstütze es bei der Umsetzung.

  • Lass es dem Alter entsprechend über seinen Alltag (mit)bestimmen.

  • Schenke ihm die Zeit und dein Interesse von seinem Tag zu erzählen.

  • Drücke die Wertschätzung bei alltäglichen Dingen aus wie zum Beispiel:

    • „Danke, dass du den Tisch abgeräumt hast.“

    • „Mit deiner Hilfe war ich viel schneller mit der Arbeit fertig, das schätze ich

      sehr.“

    • „Mit dir macht ... einfach viel mehr Spaß.“



Verbundenheit


Wo Gefühl und Mitgefühl gelebt werden, entsteht Verbundenheit. Und das ist das, wonach wir Menschen streben und uns sehnen. Verbundenheit ist das A&O im Menschsein. Unverbunden zu sein begünstigt Depressionen und Süchte.


Wer mit sich, mit seinen Mitmenschen und der Umwelt verbunden ist, ist potentiell glücklicher, resilienter und innerlich stark.


Verbundenheit mit sich selbst


Langeweile ist wohl heute eine der größten Ängste. Das Handy ist der ständige Begleiter und verlockt sehr rasch sich permanent unterhalten zu lassen. Dabei hat Langeweile ein unglaublich großes Potential kreativ zu werden, Lösungen zu finden oder in die Stille zu gehen und sich zu reflektieren.


Impuls 4: in die Stille gehen

Eine sehr gute Möglichkeiten sind Achtsamkeitsübungen, Atemübungen, Fantasiereisen und Meditationen. Eigne dir einige an - du findest viel im Internet und auf Youtube - und mach das gemeinsam mit deinem Kind. Das stärkt zusätzlich eure Bindung.


Impuls 5: Glaubenssätze auflösen

Meiner Ansicht nach sind Glaubenssätze große Hemmer, wenn es darum geht mit sich selbst gut verbunden zu sein. Unsere Keller sind gewöhnlich voll von gedeckelten Gefühlen, Gedankenmustern und Überzeugungen, wie zB. dass wir nicht gut genug sind. Wir haben sie meist in unserem Aufwachsen entwickelt und geben sie indirekt an unsere Kinder weiter. Je mehr wir bei uns aufräumen, desto weniger bekommen unsere Kinder davon ab. Erlöste Muster bringen uns und unseren Kindern Freiheit, Leichtigkeit und Klarheit. Ich habe eine kraftvolle Mindset-Methode erlernt, wie man diese gedeckelten Gefühle und Glaubenssätze auflöst. Kontaktiere mich gerne, wenn du Unterstützung brauchst.




Verbundenheit mit anderen


Hier kommen wieder unser soziales und fühlendes Wesen ins Spiel: soziale Interaktion, soziale Anerkennung, soziales Engagement, tiefe und echte Verbindungen, sich gesehen und gehört fühlen. Das alles sind Elemente, die stärken, Sinnhaftigkeit schenken und ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Isolation wäre das Gegenteil dieser Verbundenheit und nährt depressive Stimmungen. Wenn du als Elternteil ein aktives soziales Leben führst, dann wird dein Kind sehen und spüren, dass dir das gut tut.


Impuls 6: bau dir dein Dorf

Wenn du dir für dich und dein Kind mehr sozialen Austausch wünscht, dann erkundige dich über Möglichkeiten in deiner Gemeinde oder bilde selbst einen Kreis an Gleichgesinnten. Der Bedarf ist oft größer, als man meint. Man sagt ja nicht umsonst: Man braucht ein Dorf, um ein Kind groß zu ziehen.


Impuls 7: Bindung Eltern-Kind

Lade dir diese Liste runter und lass dich von den 46 Ideen inspirieren, wie du die Bindung zu deinem Kind stärkst.


Um mit anderen gut im Austausch zu sein und die Welt zu einem helleren Ort zu machen, ist Mitgefühl ein guter Begleiter. Mitgefühl und Einfühlungsvermögen können trainiert werden, indem du dein Kind beispielsweise zu einem Perspektivenwechsel einlädst. Wichtig ist hier, dass aktiv zugehört wird, damit das Kind Zeit hat, sich in die Rolle einzufinden. So kannst du beobachten, inwieweit das Kind bereits mitfühlen und Situationen einschätzen kann.


Impuls 8: Perspektivenwechsel

Wenn du mit deinem Kind unterwegs bist und zB einen Rollstuhlfahrer siehst, kann könntest du es fragen zB: wie es dieser Person wohl geht und wie sie ihren Alltag meistert? Kann sie in ein Kino gehen? Denkst du, sie würde auch gerne gehen können oder baden, oder auf einen Berg?

Wenn das Kind jünger ist kannst du über Geschehnisse im Kindergarten/in der Volksschule sprechen und es fragen wie sich diese Situation für ein anderes Kind angefühlt haben könnte. Wie es selbst damit umgehen würde. Das klappt auch sehr gut mit jüngeren Kindern, wenn zB ein Tier Hilfe braucht.


Der Perspektivenwechsel hilft auch Zivilcourage zu kultivieren. Wenn Kinder und Jugendliche es zunehmend schaffen, eine Situation einzuordnen, ihrem Gefühl zu vertrauen und danach zu handeln, würden einige Situationen rasch deeskalieren. Studien bestätigen, dass beispielsweise eine Mobbingsituation rasch beendet ist, wenn Gleichaltrige eingreifen.



Verbundenheit mit der Natur


Die Natur ist ein wahrer Kraftgeber. Grüntöne wirken nachweislich heilend, beruhigend und verbindend. Wir sind Geschöpfe der Natur und brauchen sie zum Leben. Hier erfährt man sich als Teil des Ganzen. Naturerlebnisse sind nicht nur lehrreich, sondern sensibilisieren auch. Wer mit der Natur mitfühlt macht sie nicht kaputt, sondern schützt sie und sieht die Schönheit in den kleinen Dingen.


Impuls 9: Outdoortraining

Es gibt in Österreich viele Anbieter für Outdoortrainings - sowohl für jüngere Kinder als auch für Jugendliche und Erwachsene. Diese Aufenthalte sind nicht nur lehrreich, lustig und abenteuerlich, sie verbinden auch noch viele Aspekte aller bisher genannten Punkte. Es belebt, aktiviert den Körper und macht bewusst, wie wenig wir wirklich zum Leben brauchen. Ich habe mein Überlebenstraining vor vielen Jahren in der Überlebensschule Tirol gemacht und zehre heute noch von diesen 7 Tagen unter freiem Himmel. Dieses Erlebnis verbindet den Teilnehmer mit sich, mit anderen und mit der Natur. Große Empfehlung an dieser Stelle für alle Altersgruppen!



Der Dopaminhaushalt


Dopamin ist ein Botenstoff (Neurotransmitter) im Gehirn, der vor allem mit Motivation, Belohnung, Lernen und Antrieb zu tun hat. Es wird freigesetzt, wenn wir etwas erwarten oder erleben, das uns Freude macht – z. B. gutes Essen, Social Media, Anerkennung oder Zielerreichung.


Als Mensch sind wir so gebaut, dass wir in frühen Zeiten unsere Belohnung erarbeiten mussten. Durch sammeln, jagen, etwas bauen, etc. Die heutige Zeit ist allerdings so, dass wir uns nicht mehr anstrengen müssen und stattdessen ohne etwas zu tun gleich belohnt werden. Es ist praktisch alles immer und sofort verfügbar. Dadurch passiert, dass zu viel Dopamin in kurzer Zeit ausgeschüttet wird - und für diese kurz aufeinander folgenden Reize sind wir eigentlich nicht gebaut.



Was passiert bei zu viel Dopamin?

Wenn wir unser Belohnungssystem ständig überreizen (z. B. durch Dauer-Scrolling, Junkfood, Serien, Drogen oder Dauerstress), passiert Folgendes:

  1. Rezeptoren stumpfen ab Das Gehirn schützt sich vor Reizüberflutung, indem es die Empfindlichkeit der Dopaminrezeptoren senkt (eine Art Toleranzentwicklung).→ Das gleiche Maß an Reiz löst weniger Freude oder Motivation aus.

  2. Normale Dinge werden langweilig Dinge, die früher erfüllend waren (lesen, Natur, Gespräche), lösen kaum noch Dopamin aus → sie wirken uninteressant oder „anstrengend“.

  3. Motivationsloch entsteht Weil der Dopaminantrieb fehlt, fühlen wir uns lustlos, müde, leer oder antriebslos – obwohl wir uns eigentlich ständig „belohnen“.


Es geht darum, einen Lebensstil zu führen, der die Dopamin-Rezeptoren nicht überreizt. Bei einer Überstimulation raubt es uns Energie. In einem gesunden Haushalt kann es uns Energie spenden. Laut Maxim Mankevich (höre den gesamten Podcast) kommen hier nun die Dopamin-Energieräuber und Dopamin-Energiespender in chronologischer Reihenfolge absteigend:


ENERGIERÄUBER
1. Drogen
2. Zigaretten
3. Alkohol
4. Pornographie
5. Zucker
6. Fast Food
7. Social Media
8. Videospiele
9. Glückspiele
10. Likes auf Social Media
11. Koffein
12. Konsum/Shopping
13. Serien
14. Dopamin fasten
15. Extreme Kicks (zB mit 200 km/h auf Autobahn)
16. Konflikte
17. Langeweile kompensieren
18. Lärm
19. Isolation

ENERGIESPENDER
1. Ziele erreichen
2. Sport
3. kreatives Schaffen, etwas konzipieren
4. Meditation
5. Neues lernen
6. Naturerlebnisse
7. Musik hören
8. Tanzen
9. Soziale Anerkennung
10. Tiere betreuen
11. Sonnenlicht
12. Humor
13. Aufräumen
14. Gartenarbeit
15. Soziales Engagement
16. Lesen
17. Atemübungen
18. Singen, malen, basteln
19. langfristige Projekte

Ein dauerhaft hoher Dopaminkonsum führt zur Reizüberflutung → das Gehirn reagiert mit einer Art „Belohnungs-Burnout“. Wir brauchen dann immer mehr Reiz, fühlen uns aber immer leerer. Die Lösung liegt oft im Dopamin-Reset: bewusste Reizpause, mehr echte Erfahrungen, weniger künstliche Stimulation.


Impuls 10: Dopamin-Ausgleich

Überlege und beobachte mal, wie dein Lebensstil und der Lebensstil deines Kindes aussieht. Wieviel wird aus beiden Polen gelebt und wie ist das allgemeine Wohlbefinden? Merkst du, dass du oder deine Kinder zunehmend ausgelaugt sind, müde, schlapp, wenig Lust auf Abwechslung haben? Dann könnte es sein, dass dir/euch Dopamin die Energie raubt. Schau dann gerne mal auf die Liste der Energieräuber. Wovon habt ihr zu viel im Alltag? Dann schau auf die Liste der Energiespender und versuche jene Dinge, die zu dir oder deinem Kind passen umzusetzen und in euer Leben zu integrieren.




Fazit


Puh, das war jetzt viel, oder?


Im großen Bild geht also um Verbundenheit in all seinen Facetten, Gefühle fühlen, Mitgefühl. Diese Puzzleteile helfen uns und unseren Kindern resilient, glücklich und selbstwirksam zu sein. Es beugt Süchten, Mobbing, Gewalt, Leere, Einsamkeit und Depressionen vor.


Zusätzlich dürfen wir uns vor Augen halten, was diese laute, nach Aufmerksamkeit haschende Zeit mit uns macht. Wir und unsere Kinder profitieren enorm, wenn wir auf einen gesunden Dopamin-Haushalt achten. In gutem Maße unterstützt er unser Wohlbefinden, unseren Antrieb, unser Glücksgefühl. Er kann uns aber auch auslaugen, abstumpfen und unverbunden machen.


Ich will zu guter Letzt darauf hinweisen, dass sich diese Impulse an gesunde Eltern und Kinder richten. Sie gelten als Präventivmaßnahmen. Solltest du chronische Überforderung sehen oder Hinweise auf psychische Probleme wahrnehmen, dann wende dich bitte an deinen Arzt/Kinderarzt, an Lebens- und Sozialberater, psychologische Therapeuten oder anonyme Hotlines, die konkrete Hilfestellung leisten. Besser einmal zu viel hingeschaut, als zu wenig.


Ich hoffe, ich konnte das große Bild gut vermitteln und du kannst die Impulse gebrauchen bzw. gut umsetzen. Ich freue mich, wenn du was für dich mitnehmen kannst. Leite diesen Beitrag auch gerne weiter.


Alles Liebe für dich und deine Familie!

Marina

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