magie des marillenkuchens
- Marina Amplatz
- 14. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Sept.
Ich will heute über Magie sprechen. Ja, in Zusammenhang mit einem Marillenkuchen. Es ist eine kurze Anekdote meines gestrigen Tages, der mit Hirn, Herz und Hoffnung zu tun hat.
Ich hatte gestern so einen magischen Moment, der auf vielen Schichten Aha-Momente hat.
Wir waren mit den Kindern auf einer Pumptrack zum Radfahren. Ich hatte an alles gedacht, nur nicht daran genug Wasser mitzunehmen. Die Sonne hat ihr Nachmittagshoch erreicht und meine Wasserflasche bald ihren Tiefstand. Wir brutzelten vor uns hin. Mitten im Nirgendwo. Die Dringlichkeit unseren Durst zu löschen stieg minütlich.
Hirn.
Mein erster Gedanke war: jetzt müssen wir nach 20 Minuten alles wieder zusammenpacken und an einem Sonntag versuchen Wasser aufzutreiben. Mein zweiter Gedanke war: schalte das Hirn ein. Wo Menschen sind, gibt's auch Wasser. Ich sah Häuser nicht weit weg von der Pumptrack und spazierte mit leerem Gebinde einfach mal drauf los. Ich muss zugeben, ich hätte das noch vor 2 Jahren nicht in Erwägung gezogen einfach an fremden Häusern zu klingeln und um Wasser zu bitten. Das fühlte sich erbärmlich, aufdringlich und unangenehm an. Heute denk ich mir: wer nicht fragt, weiß nicht was die Antwort ist.
Ich gehe zum ersten Haus und klingle. Die Außensprechanlage fragt: "Ja?". Ich erkläre mein Problem und die nette Dame am anderen Ende sagt: "Kein Problem, ich komme gleich runter." Nach 1,5 Minuten habe ich knackig-kühles Wasser bei mir. "Wenn'S mehr brauchen, kommen'S einfach nochmal." sagt die nette Dame zum Abschluss. Ich bedanke mich überschwänglich für die Hilfsbereitschaft und ziehe los.
Herz.
Meine Kinder waren von der Möglichkeit, einfach wo zu klingeln, angetan und freuten sich über das ersehnte Wasser. Sie waren von dieser Handlung sogar so angetan, dass sie es binnen kürzester Zeit ausgeblitzt haben und mich baten nochmal zu gehen. Ich denke mir: ok, sie meinte ja, ich könne nochmals kommen. Also tue ich es und nimm sogar noch eine weitere Flasche mit, die inzwischen leer gemacht wurde.
"Hallo, ich bin's nochmal." schalle ich mit einem hörbaren Lächeln in die Außensprechanlage. Die nette Dame füllt mir nochmal alles auf. Ich erzähle ihr, dass meine Kinder von der Hilfsbereitschaft so begeistert sind und mich daraufhin gleich nochmal geschickt haben. Sie lächelt und fragt mich dann: "Wollens einen Marillenkuchen für die Kinder mitnehmen? Der ist frisch gemacht. Mein Mann darf eh nicht soviel davon essen." Ich brauche an der Stelle vermutlich nicht sagen, dass ich mich gefreut hab wie nur sonst was. Nicht, weil ich Marillenkuchen liebe, sondern weil die Geste einfach sowas von echt, herzlich und aufmerksam war. Da ist plötzlich aus einer anfänglichen Not eine zarte Verbindung entstanden. Und wisst ihr was? Der Schlüssel war, dass wir beide gegeben und genommen haben. Sie gab mir Wasser und Kuchen und ich ihr größten Dank und Wertschätzung das Vorbild meiner Kinder zu sein. Ihr könnt euch vorstellen, dass die Gruppe bei der Pumptrack nicht schlecht geschaut hat, als ich mit vollen Händen und Kuchen für alle Kinder zurück kam.

Hoffnung.
Meine Kinder haben von dieser kleinen Geste einiges gelernt: es gibt viele nette Menschen da draußen. Sie springen einem vielleicht nicht vor die Füße, aber sie sind da, wenn man sie braucht. Manchmal darf man sich einfach nicht zu stolz sein, um um Hilfe zu bitten. Es wird meiner Erfahrung nach keiner "nein" sagen. Die Menschen sind hilfsbereit. Auch wenn's nur um läppisches Wasser geht, aber wir brauchten es dringend und deswegen alles wieder abzublasen wäre echt immens schade gewesen.
Ich habe Hoffnung, dass solche kleinen Gesten Großes auf beiden Seiten bewirken. Es schafft Freude, Mitgefühl und Verbindung. Und das ist es, was wir alle brauchen. Es ist eine kleine Aufmerksamkeit mit großer Wirkung.
Magie ist laut Definition etwas Wundersames, Faszinierendes oder Unerklärliches. Mein Wunsch nach draußen: seien auch wir immer wieder mal magisch und zaubern anderen unerwartet ein warmes Lächeln ins Herz. Es inspiriert, steckt an und macht die Welt ein Marillenkuchenstück besser.
Alles Liebe, Marina



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